Mittwoch, 25. April 2012

Für Mama (24.05.1956 - 20.03.2012)

Es war hier einige Zeit ziemlich still und ich konnte auch nicht alle Kommentare beantworten, bzw. weiterleiten. Das wird aber in den nächsten Tagen nachgeholt, versprochen!

Es war hier so still, weil es wegen einem traurigen Grund sehr viel zu tun gab und noch immer gibt.
Im Januar wurde bei meiner Mutter Darmkrebs mit heftiger Metastasenbildung in der Leber festgestellt. Sie bekam Chemotherapien, musste aber wegen einer weiteren Zyste notoperiert werden.
Am 20.03.2012 dem Tag der Frühlingstagundnachtgleiche, hat sie dann ihre Reise in die Anderwelt angetreten, während ich ihre Hand gehalten habe. Und der erste Schmetterling des Jahres flog am Fenster vorbei.


Es ist nicht einfach, zu glauben, dass jetzt keine Anrufe mehr mitten in der Nacht kommen, in denen jemand panisch kreischt, dass der Computer nur noch Großbuchstaben von sich gibt. Oder in denen mir von der gerade erworbenen Kunst des Rauchring-Blasens berichtet wird, während im Hintergrund die Shisha blubbert. Kein spontaner zweistimmiger Gesang mit alten Operetten-Schnulzen, während wir gemeinsam in der Küche stehen.


Aber ich bin froh, das alles mit meiner Mutter erlebt haben zu dürfen. Wir waren nicht immer einer Meinung, nach meinem Umzug nach Marburg vermutlich öfter als vorher, aber wir waren ein verdammt gutes Team, wenn's drauf ankam.



Vermutlich waren wir uns oft einfach zu ähnlich, zwei Dickköpfe, die auch öfters mal aufeinander prallten. Aber auch zusammen Türen einrennen konnten.



Ich bin sehr dankbar für solche 'coolen' Eltern. Eltern, die man auch in den 'schwierigen' Jahren nie verstecken musste ;)
Wer kann schon behaupten, nach dem Weihnachtstrubel mit der Mutter zielstrebig heruntergesetzten Christbaumschmuck gekauft zu haben, nur um sich diesen hübsch ins Haar zu drapieren, durch die viel frequentierte Fußgängerzone zu stolzieren und Passanten mit diesem aristokratischen Auftritt zu verwirren (und, ja, auch gegen Betonsäulen rennen zu lassen *g*)


Pub-Abende und Besuche auf vielen Mittelaltermärkten waren die einzigen kleinen Urlaube für meine Mutter, die ihre sonstige Zeit neben der Gartenarbeit und der Führung zweier Haushalte ihrer Arbeit in der Schule widmete. Ich finde es toll, dass noch nach Jahren viele Schüler und Eltern schätzen, was meine Ma geleistet hat. Allerdings hätte ich mir manchmal einfach selbst etwas mehr Zeit mit ihr gewünscht, als sie stundenlang in Elterngesprächen am Telefon und Sprechstunden zu verlieren.


Sie war sicher keine perfekte Mutter. Aber das ist gut so. Das hat es so einfach gemacht, sie zu lieben.

Sie war, wie sie war. Genau richtig, mit allen kleinen Macken. Einfach meine Mama.


Ich hatte mir meinen 25. Geburtstag zwar anders vorgestellt, als am nächsten Tag meine Mutter begraben zu müssen. Aber irgendwie passt es auch symbolisch. Typisch Mama ;)


Beigesetzt wurde ihre Urne unter einer schönen Eiche. Dort wird sie jetzt zart vom Wurzelwerk umarmt. Ein Meer von weißen Buschwindröschen blühte im Wald und mein Vater und ich durften die Urne selbst in die Umarmung von Mutter Erde ablassen.


Es werden dich vermutlich viel mehr Menschen vermissen, als du gedacht hättest.
Du wolltest nicht, dass die Menschen, die du zurücklassen musst traurig sind.

Also, falls ihr meiner Mutter eine Ehre erweisen wollt, schnappt euch ein paar Freunde, einen guten Tropfen und trinkt auf sie. Wenn das Ganze dann noch von guter Musik abgerundet wird, ist es genau das, was sie gewollt hätte :)

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